Stand 2018 waren ca. 20 % der 12-jährigen Kinder und Jugendlichen von Karies betroffen, bei den 6 – 7-jährigen waren es knapp die Hälfte (46%). Selbst den 3-jährigen Kindern hatten schon ca 14% Karies. (Quelle: Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016)
Glücklicherweise ist das Auftreten von Karies in den letzten 20-30 Jahren deutlich zurück gegangen. Trotzdem sind die aktuellen Zahlen erschreckend, vor allem, weil Karies vermeidbar ist, wenn ein paar grundlegende Maßnahmen beachtet werden.
Doch was ist eigentlich Karies und wie entsteht Karies?
Karies ist eine Erkrankung im Mundraum, die vor allem die harte Substanz der Zähne betrifft, das Dentin und den Zahnschmelz.
Verschiedene Faktoren begünstigen die Entstehung von Karies, hierzu gehören bei Kindern vor allem der Verzehr zuckerhaltiger Nahrungsmittel und Getränke, häufiges Nuckeln an Flaschen und eine mangelnde Fluoridzufuhr. Auch vermeintlich gesunde Nahrungsmittel wie Obst, insbesondere in pürierter Form wie in Quetschies, können aufgrund der großen Menge Fruchtzucker das Kariesrisiko erheblich erhöhen.
Natürlich im Mundraum vorkommende Bakterien ernähren sich aus dem Zucker in unserer Nahrung. Sie bilden daraus Säure, die den Zahnschmelz angreift und das Eindringen von Mikroorganismen ermöglicht. So wird der Zahn langfristig auch von innen geschädigt.
Normalerweise hat der Speichel die Aufgabe, die Zähne immer wieder zu umspülen und zu reinigen. Wird häufig zuckerhaltige Nahrung verzehrt, bleibt dem Speichel nicht genug Zeit, seine protektive Funktion auszuüben.
Neben der schützenden Rolle des Speichels trägt auch Fluorid maßgeblich zum Aufbau und Erhalt gesunder Zähne bei. Es schützt den Zahn von außen und von innen und erschwert es den Bakterien, zahnschädigend zu wirken. Deshalb ist eine konsequente Fluoridprophylaxe von Geburt an unabdingbar. (Die wichtigsten Infos zum Thema Fluoride findest du in einem separaten Artikel)
Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung!!
In Studien zur Mundhygiene bei Kindern konnte gezeigt werden, dass Aufklärung und das Wissen über gesunde Zähne einen entscheidenden Einfluss auf den tatsächlichen Zahnstatus der Babys, Kinder und Jugendlichen nimmt. Die Karieshäufigkeit war bei Kindern aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien höher.
Einige Eltern glauben auch, dass die Milchzähne ja ersetzt werden und es deshalb nicht notwendig sei, diese schon ausgiebig zu pflegen. Das ist ein Irrglaube. Zahnpflege beginnt mit der Geburt!!
Nicht nur deshalb ist es wichtig, von Geburt an eine flächendeckende Aufklärung zu betreiben. Glücklicherweise gibt es hierfür in Deutschland verschiedene Wege: sowohl die Kinder- und JugendmedizinerInnen als auch Zahnärzte und -ärztinnen klären bereits im 1. Lebensjahr über die Notwendigkeit der Zahnpflege auf. Später gibt es auch in Kitas und Schulen einige Initiativen, die den Erhalt und die Pflege gesunder Zähne fördern sollen.
Die wichtigsten Regeln im Überblick:
Die Rolle der Eltern als Vorbild
Kinder lernen an Vorbildern. Deshalb ist das A und O für gesunde Zähne, dass Eltern ihren Kindern vorleben, wie gute Zahnpflege funktioniert, indem sie regelmäßig vor ihren Kindern Zähne putzen und Zahnseide verwenden.
Schnuller & Co
Schnuller, Flaschen und Co bitte nie selbst ablecken, da dadurch Bakterien übertragen werden können. Außerdem sollten Nuckel und Sauger nie in Zucker, Honig oder Sirup getunkt werden, um das Nuckeln attraktiver zu machen. Das ist Gift für die Mundflora.
Weiterhin sollten Kinder frühzeitig ermutigt werden, aus richtigen Bechern oder Gläsern zu trinken, Dauernuckeln an Babyflaschen soll vermieden werden. Denn hierdurch werden die Zähne permanent von zuckerhaltiger Flüssigkeit umspült, die den besten Nährboden für Bakterien bietet.
Verzehr zuckerhaltiger Nahrungsmittel
Nach dem Verzehr süßer Speisen sollten Zähne bald gereinigt oder zumindest der Mund mit Mineralwasser ausgespült werden. Allgemein sind gezuckerte und gesüßte Lebensmittel nur in Maßen zu genießen. Achtung: auch Fruchtzucker erhöht das Kariesrisiko. Quetschies und andere pürierte Obstsnacks sind Gift für Kinderzähne.
Pausen zwischen den Mahlzeiten erlauben, dass die natürlichen ‚Reinigungsprozesse‘ im Mundraum ungestört ablaufen können.
Fluoridprophylaxe
Fluorid ist maßgeblicher Bestandteil einer soliden Kariesprophylaxe und soll von Geburt an supplementiert werden. Bei der U2 klären die Kinderärztinnen und -ärzte über die Fluoridslupplementation auf. Häufig gewählt wird die Kombination aus Vitamin D und Fluorid als Tablette, ab dem ersten Zahn ist das Putzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta empfehlenswert bei separater Vitamin-D-Gabe. (Details im Blog Artikel über Fluorid.)
Regelmäßiges und richtiges Zähneputzen
Zahnhygiene beginnt mit der Geburt. Bereits ab dem ersten Milchzahn sollten Zähne mit einer altersgerechten, weichen Zahnbürste geputzt werden. Damit wird der Grundstein für gesunde bleibende Zähne gelegt. Natürlicherweise erkunden Babys ihre Umgebung und darin befindliche Gegenstände mit dem Mund. Dieses Verhalten können Eltern sich zunutze machen, indem sie Babys frühzeitig an Zahnbürsten und Zähneputzen gewöhnen. Bestenfalls wird das Zähneputzen so zur selbstverständlichen Routine.
Hilfreich für das gründliche Zähneputzen ist die KAI-Regel: erst die Kauflächen, dann die Außenflächen, dann die Innenflächen. So wird sichergestellt, dass keine Areale vergessen werden.
Wann sollte mein Kind zum ersten Mal zahnärztlich vorgestellt werden?
Es ist grundsätzlich ratsam, bereits im ersten Lebensjahr bzw. ungefähr, wenn der erste Zahn durchbricht, einmal eine zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen. Ein solcher Praxisbesuch hat verschiedene Gründe: Kinder lernen, dass Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt ‚normal‘ sind und zur Gesundheitsprävention dazugehören, analog zu den Kinderuntersuchungen. Außerdem bietet sich hierbei die Möglichkeit, Eltern über die wichtigsten Punkte zur Kariesprävention aufzuklären, Zahnpflegetipps zu geben und mögliche Fragen zu beantworten.
Des weiteren kann eine kurze Untersuchung erste Hinweise auf Missstände geben oder auch die Eltern bestärken, dass die Mühen sich lohnen, weil keine Auffälligkeiten gefunden werden.
Wie kann ich mein Kind zum Zähne putzen motivieren?
Für viele Eltern (und Kinder!) wird das Zähneputzen zu einem täglichen Kampf. Einerseits sollen Kinder keinesfalls gewaltsam zum Zähne putzen gezwungen werden, andererseits ist die tägliche Zahnpflege unabdingbar und die wichtigste Basis für langfristig gesunde Zähne.
Verschiedene Tipps können helfen, das Zähneputzen für alle einfacher zu gestalten:
- Ein lustiges Zahnputzlied
- Gemeinsam mit den Kindern putzen
- Deal mit dem Kind aushandeln: erst darfst du alleine, dann putzt Mama/Papa nochmal hinterher
- Kind darf sich die Zahnbürste selber aussuchen (also Mitbestimmungsrecht)
- Kinderbücher zum Thema
- Eine Sanduhr, die das Kind selbst umdrehen darf
- Manchmal hilft eine Videosequenz während der Dauer des Zähneputzens
Wie oft sollte ich die Zahnbürste wechseln?
Die Kinderzahnbürste sollte nach ca. 2 Monaten ausgewechselt werden.
Darf mein Kind auch mit einer elektrischen Zahnbürste putzen?
Erstmal ist wichtig zu sagen, dass das Putzen mit einer herkömmlichen Zahnbürste – wenn es richtig gemacht wird – genauso effizient ist wie mit einer elektrischen. Trotzdem kann man sich gut vorstellen, dass Kinder eine elektrische Zahnbürste irgendwie attraktiver oder spannender finden. Es spricht tatsächlich nichts dagegen, elektrisch zu putzen. Wichtig ist auch hier, dass die Zahnbürste eine altersentsprechende Größe hat und die Kinder sie richtig verwenden. Es sollte erst dann mit einer elektrischen Zahnbürste geputzt werden, wenn Kinder auch mit einer ‚normalen‘ Zahnbürste sicher und verlässlich putzen können.
Welche Zahncreme ist die richtige? Und wieviel?
Es sollte eine spezielle Kinderzahnpasta verwendet werden, deren Fluoridgehalt den Empfehlungen entspricht. (Mehr dazu im Artikel über Fluoride).
Die Zahnpasta sollte keinen Zucker enthalten.
Ab wann kann mein Kind alleine Zähne putzen?
Kinder können sehr früh ihre ersten Putzversuche alleine machen.
Am anfang sollen trotzdem die Eltern das Zähneputzen bei ihren Kindern übernehmen. Mit 2-3 Jahren möchten viele Kinder schon selbst putzen. Wenn das gut klappt, ist es - je nach Fähigkeiten und Verlässlichkeit – okay, wenn Eltern dann nur noch einmal gut nachputzen.
Die Faustregel fürs ganz alleine Putzen lautet: Sobald Kinder Schreibschrift beherrschen, das ist ungefähr mit 8 Jahren, können sie ganz alleine putzen.
Auch hier können regelmäßige zahnärztliche Kontrollen die Gründlichkeit des Putzens bestätigen bzw. Verbesserungmöglichkeiten aufzeigen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat die wichtigsten Tipps und Regeln für eine gute Mundhygiene auf ihrer Website zur Kindergesundheit sehr gut zusammengefasst. Wer sich also noch mehr Literatur zum Thema wünscht, ist hier goldrichtig: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/alltagstipps/zahngesundheit/empfehlungen/).
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