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Jod – Alles, was du wissen musst


 

Der folgende Artikel liefert die wichtigsten Fakten zum Thema Jod. Hier erfährst du, was Jod überhaupt ist, wieviel Jod dein Kind benötigt, in welchen Nahrungsmitteln Jod enthalten ist und wann du ggf. substituieren solltest.

 

Jod ist ein Spurenelement und essentiell für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Wir Menschen nehmen Jod mit der Nahrung auf.  

Typische Jodquellen sind Fisch, Meeresfrüchte, Milchprodukte, Brot- und Backwaren und jodiertes Speisesalz. Milchprodukte haben einen hohen Jodgehalt, weil das Tierfutter der Kühe mit Jod versetzt ist, Brot ist (nur) dann reich an Jod, wenn bei der Herstellung jodiertes Speisesalz verwendet wird. Auch Gemüse wie Brokkoli, Spinat und Grünkohl enthalten Jod, jedoch eher in kleinen Mengen.

 

Jodversorgung in Deutschland:

 

Ca 30% der Erwachsenen und fast 45 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind nicht ausreichend mit Jod versorgt. Das zeigt die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) mit knapp 7000 ProbandInnen aus dem Jahr 2011.

Leider sieht es bei Kindern und Jugendlichen nicht besser aus: Die große 2. Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit knapp 3400 ProbandInnen ergab, dass fast 44% der Kinder und Jugendlichen nicht genug Jod zu sich nehmen.

 

Woran erkenne ich einen Jodmangel?

 

Ein Jodmangel führt dazu, dass die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormone produzieren kann. Diese sind insbesondere wichtig für das Körperwachstum und die Regulierung wichtiger Stoffwechselprozesse. Fehlt es an Schilddrüsenhormonen, können Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme und Wachstumsbeeinträchtigung auftreten. Auch kann es zur sogenannten Struma kommen, einer Größenzunahme der Schilddrüse. Bei sehr kleinen Babys fällt ein Jodmangel nicht sofort auf, kann aber zu einer eingeschränkten geistigen Entwicklung und verringerten Intelligenz führen.

 

 

Die folgende Tabelle liefert einen Überblick über die Mengen an Jod in einigen Nahrungsmitteln.

 

 

 

Lebensmittel​​​Durchschnittlicher Jodgehalt in μg/100 g

Jodiertes Speisesalz​​1.500 – 2.500

Schellfisch​​​​243

Seelachs​​​​200

Hummer​​​​185

Garnelen​​​​130

Kabeljau​​​​94

Hartkäse​​​​40 - 80

Schnittkäse​​​​10 - 30

Milch und Milchprodukte​10 - 15

Brokkoli​​​​15

Spinat​​​​12

Ei​​​​​8 - 10

Roggenbrot​​​​8,5

 

In bestimmten Lebensphasen ist der Jodbedarf erhöht: dies betrifft vor allem Schwangerschaft, Stillzeit und die Wachstumsphase. Bereits in der Schwangerschaft sollten Mütter auf eine ausreichende Jodzufuhr achten, um das Risiko für Früh- und Fehlgeburten nicht unnötig zu erhöhen. Bereits ein leichter Jodmangel während der Schwangerschaft oder nach der Geburt birgt das Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion des Neugeborenen, die mit einer beeinträchtigten Gehirnentwicklung einhergehen kann. Dies führt unter Umständen zu Hördefekten, kognitiven Defiziten und neuropsychologischen Entwicklungsstörungen.

Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) während Schwangerschaft und Stillzeit eine um 15 % gesteigerte Jodzufuhr.

 

 

Die DGE empfiehlt abhängig vom Lebensalter die folgenden Mengen Jod:

 

 

Alter​​​​​µg/Tag

0 bis unter 4 Monate​​40

4 bis unter 12 Monate ​​80

1 bis unter 4 Jahre​​100

4 bis unter 7 Jahre​​120

7 bis unter 10 Jahre​​140

10 bis unter 13 Jahre​​180

13 bis unter 15 Jahre​​200

15 bis unter 19 Jahre​​200

19 bis unter 25 Jahre​​200

25 bis unter 51 Jahre​​200

51 bis unter 65 Jahre​​180

65 Jahre und älter​​180

Schwangere​​​230

Stillende​​​​260

 

Woher weiß ich, ob und wieviel Jod ich substituieren sollte?

 

Leider gibt es keine offiziellen Empfehlungen zur Supplementierung. Die DGE veröffentlicht lediglich Referenzwerte und zeigt die empfohlene Gesamtzufuhr auf. Deshalb empfiehlt sich im Zweifelsfall immer eine ärztliche Abklärung.

 

Hier eine grobe Orientierung:

• In Deutschland gehört jodiertes Speisesalz zu den besten Jodquellen. Beim Kauf von Salz solle also darauf geachtet werden, dass dieses jodiert ist.

Erwachsene, die sich ausgewogen ernähren und deren Speiseplan Fisch- und Milchprodukte sowie jodiertes Speisesalz enthält, erreichen mit großer Wahrscheinlichkeit eine ausreichende Jodzufuhr.

Schwangere, die sich vegan ernähren, sollten täglich 100-150 μg/Tag substituieren.

• Auch stillenden Frauen wird die Einnahme von 100-150 μg Jod täglich empfohlen. Leider bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Jodtabletten nicht.

Gestillte Babys erhalten ausreichend Jod über die Muttermilch, sofern die Mutter gut mit Jod versorgt ist. Nicht gestillte Babys erhalten Jod über die Milchersatznahrung, diese ist in ausreichenden Mengen mit Jod angereichert.

• Sobald Säuglinge Beikost zu sich nehmen und weniger Milch oder Milchnahrung konsumieren, verändert sich auch die Jodzufuhr, die einerseits abhängig ist von der zugeführten Milchmenge und andererseits von der verwendeten Beikost und ihren Bestandteilen.

• Die fertige Säuglingsmilch (Milchersatznahrung) enthält in der Regel zusätzlich Jod, sodass flaschenernährte Säuglinge kein Problem mit der Jodzufuhr haben. Einige dezidierte Baby-Nahrungsmittel wie Baby-Getreideflocken sind häufig mit Jod angereichert. Die typischen ‚Baby-Gläschen‘ für Babys im 1. Lebensjahr sind nicht gesalzen und enthalten daher nur die Jodmenge, welche die darin enthaltenen Lebensmittel natürlicherweise mit sich bringen. Babygläschen ab dem 1. Geburtstag enthalten i.d.R. Jodsalz und haben dementsprechend einen etwas höheren Jodgehalt. Eine Jodsubstitution kann somit ab dem Beikoststartdurchaus sinnvoll sein, da die empfohlene Mindestzufuhr über die Ernährung in der Regel nicht erreicht wird. Wer es genau wissen will, sollte die Jodzufuhr anhand der konsumierten Nahrung berechnen und ggf. ergänzend supplementieren.

• Grundlage für eine Schätzung könnte das folgende Rechenbeispiel sein: Muttermilch (MM) sollte mindestens 5 μg Jod/100 ml enthalten. Ein Baby, das noch 500 ml MM trinkt, nimmt somit 25 μg Jod über die Milch auf, somit bleiben immer noch mindestens 55 μg Jod, die anderweitig zugeführt werden müssen.

• Insgesamt sollen Säuglinge ab dem 5. Lebensmonat täglich 80 μg Jod erhalten.

• Ab dem 1. Geburtstag verändert sich zwar der hohe Jodbedarf kaum, allerdingswird nun auch über die Beikost mehr und mehr Jod aufgenommen. Kinder, die Milch und Käse, ab und zu Fisch, und regelmäßig Brotwaren mit jodiertem Speisesalz konsumieren, benötigen in der Regel kein zusätzliches Jod. Für vegan ernährte Kinder ist die Jodsubstitution von 60-80 μg täglich durchaus sinnvoll.

 

 

Zusammenhang Neugeborenenscreening & Schilddrüse

 

In Deutschland wird eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion im Neugeborenenscreeningerfasst. Kinder, die hier identifiziert werden, müssen lebenslänglich Schilddrüsenhormone substituieren. Dies betrifft auch Kinder, die ausreichend Jod zu sich nehmen, weil das Problem hier bei der Schilddrüse selbst und nicht bei der Jodzufuhr liegt. Denn wenn die Schilddrüse nicht effizient arbeitet, nutzt auch Ein reiner Jodmangel wird durch das Screening nicht erkannt. Symptome eines Jodmangels oder einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion bei Neugeborenen sehen aber gleich aus. Die Babys fallen mit Trinkschwäche, Müdigkeit und Antriebsarmut auf. Frühzeitig erkannt, kann dies gut behandelt werden.

 

 

                                                                                                                                   H. Heseker und B. Heseker, Die Nährwerttabelle, 6. Aufl. Wiesbaden, 2021.

P. R. Pehrsson u. a., „Iodine in food- and dietarysupplement–composition databases123“, Am. J. Clin. Nutr., Bd. 104, Nr. Suppl 3, S. 868S-876S, Sep. 2016, doi: 10.3945/ajcn.115.110064.

Robert Koch-Institut – RKI (Hrsg.) (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin

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