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Logopädie – wann sie zum Einsatz kommt und wer davon profitiert

  • Kinderleibundseele
  • vor 5 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Sprache ermöglicht es uns, Gedanken auszudrücken, Wünsche zu formulieren und mit anderen in Beziehung zu treten. Sie hilft uns im Alltag – zum Beispiel, wenn wir nach dem Weg fragen oder unsere Bedürfnisse mitteilen müssen.

Kinder lernen von Geburt an langsam das Sprechen. Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr beginnen sie in der Regel,ganze Sätze bilden. Doch was passiert, wenn das Sprechen schwerfällt? Oder wenn Kinder nicht altersgerecht sprechen lernen? Genau hier kommt die Logopädie ins Spiel.

 

Logopädie bei Kindern

Die logopädische Therapie unterstützt die Sprachentwicklung – doch Sprache umfasst mehr als nur das Sprechen. Auch Schlucken und Mundmotorik, Hören und Stimmgebung sowie Lesen und Schreiben gehören dazu.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen in der Kinderarztpraxis wird auch die Sprachentwicklung überprüft. Wenn ein Defizit festgestellt wird, ist es wichtig, zunächst die Ursachen zu erkennen. Manche Sprachfehler sind altersbedingt und verschwinden von selbst, andere sollten frühzeitig behandelt werden. In einigen Fällen kann eine logopädische Therapie bereits ab dem zweiten Lebensjahr sinnvoll sein – etwa wenn die Sprachentwicklung völlig ausbleibt.

Nach Rücksprache mit Kinderärztinnen und Kinderärzten kann eine Diagnostik- und Beratungsstunde in einer logopädischen Praxis vereinbart werden.

 

Individuelle Sprachentwicklung

Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich. Grob gesagt, sollten Kinder mit zwei Jahren etwa 50 Wörter sprechen können. Dabei spielen individuelle Einflussfaktoren eine Rolle:

    •    Ein geflüchtetes Kind, das erst seit Kurzem mit einer neuen Sprache in Kontakt ist, kann diese Wortanzahl natürlich noch nicht erreichen.

    •    Auch der psychosoziale Hintergrund hat Einfluss auf die Sprachentwicklung.

Was können Eltern also tun?

Eltern können die Sprachentwicklung aktiv unterstützen, indem sie:

- Gemeinsam Bücher lesen

- Alltagssituationen sprachlich begleiten (z. B. „Jetzt gieße ich Wasser in dein Glas.“)

- Viel mit dem Kind sprechen

Allerdings gibt es auch Sprachstörungen, die trotz guter Förderung professionelle Hilfe benötigen.

 

Dazu zählen folgende typische Sprachstörungen bei Kindern

 

1. Sprachentwicklungsstörungen

Die normale Sprachentwicklung verläuft schrittweise: Kinder beginnen mit einzelnen Wörtern, dann folgen kurze Sätze, und mit drei bis vier Jahren wenden sie grundlegende grammatikalische Regeln an.

Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung sind diese Prozesse stark verlangsamt. Das Risiko für eine spätere Lese-Rechtschreib-Schwäche steigt.

2. Artikulationsstörungen

Ein bekanntes Beispiel ist Lispeln. Oft verschwindet es mit zunehmendem Alter von selbst. Manche Kinder leiden jedoch darunter – in diesen Fällen kann eine gezielte Therapie helfen.

3. Störungen des Redeflusses

Hierbei kommt es zu Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern, wie beim Stottern. Diese Störung kann bis ins Erwachsenenalter bestehen.

4. Myofunktionelle Störungen

Ist die Mund- und Gesichtsmuskulatur geschwächt, kann dies zu einem falschen Schluckmuster führen. Dadurch können Zahnfehlstellungen und Ausspracheprobleme wie Lispeln entstehen.

5. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

Hierbei handelt es sich meist um eine neurologische Störung. Geräusche und Töne werden zwar gehört, aber nicht richtig verarbeitet.

6. Funktionsstörungen im Mund- und Gesichtsbereich

Kinder mit angeborenen Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sind besonders betroffen. Auch Zahnfehlstellungen oder Kieferanomalien können die Aussprache beeinträchtigen.

 

Late Talker – wenn das Sprechen später beginnt

Manche Kinder sprechen später als andere. Wenn ein Kind mit zwei Jahren weniger als 50 Wörter spricht, spricht man von einem „Late Talker“. Etwa 10–20 % der Kinder sind betroffen.

Typische Merkmale:

    •    Langsames Erlernen neuer Wörter

    •    Oft undeutliche Aussprache

    •    Eingeschränktes Sprachverständnis

    •    Schwierigkeiten beim Kategorisieren (z. B. Obst vs. Gemüse)

Nicht alle „Late Talker“ benötigen eine logopädische Therapie. Ein Drittel holt die Verzögerung bis zum dritten Geburtstag auf – diese Kinder nennt man „Late Bloomer“. Bestehen die Schwierigkeiten weiterhin, ist eine logopädische Behandlung ratsam.

Wie können Eltern unterstützen?

Eltern sollten ihr Kind nicht ständig korrigieren, sondern Sprache auf natürliche Weise begleiten.

Beispiel:

Das Kind zeigt auf einen Hund und sagt „Wauwau“.

Eltern könnten reagieren: „Ja, das ist ein Hund. Der macht Wauwau.“

 

Risikofaktoren für Sprachentwicklungsverzögerungen

Einige Faktoren können die Sprachentwicklung negativ beeinflussen:

- Genetische Faktoren

- Frühgeburt oder geringes Geburtsgewicht

- Hörstörungen oder häufige Mittelohrentzündungen#Geringer sprachlicher Input im Umfeld

- Neurologische oder kognitive Entwicklungsstörungen

 

Fazit

Sprache ist ein zentraler Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Während viele Kinder sprachliche Verzögerungen von selbst aufholen, benötigen andere gezielte Unterstützung durch die Logopädie. Eltern können die Sprachentwicklung positiv beeinflussen – doch wenn Unsicherheiten bestehen, ist eine professionelle Abklärung sinnvoll.

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