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Die CMV Infektion

  • Kinderleibundseele
  • 9. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Das Zytomegalievirus und seine Bedeutung während der Schwangerschaft


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Das Cytomegalievirus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren – einmal infiziert, verbleibt es lebenslang im Körper. Für gesunde Erwachsene verläuft eine Infektion in der Regel unbemerkt oder mit milden grippeähnlichen Symptomen. Für Ungeborene, Frühgeborene oder Personen mit geschwächtem Immunsystem kann eine CMV-Infektion jedoch schwerwiegende Folgen haben.

In westlichen Ländern liegt die Durchseuchungsrate bei 40 bis 70 %. Das bedeutet: Etwa jede zweite Person hatte im Laufe des Lebens Kontakt mit dem Virus und bildet Antikörper aus.


Übertragungswege und Risikogruppen

Das Virus verbreitet sich durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion, wird somit also über Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin, Blut oder Tränen übertragen, also beispielsweise beim Husten oder Niesen, aber auch beim Kontakt mit kontaminierten Gegenständen wie Schnullern, Spielzeug oder Windeln.

Eine akute Infektion ähnelt häufig einem grippalen Infekt mit Fieber, Müdigkeit und Gliederschmerzen – bleibt aber oft unbemerkt. Gefährlich wird eine Infektion vor allem dann, wenn sie während der Schwangerschaft erstmalig auftritt. Je nach Zeitpunkt variiert das Risiko einer Übertragung auf das Kind sowie die Schwere möglicher Folgen.

Kinder können das Virus nach einer durchlaufenen Infektion Wochen bis Monate ausscheiden. Aus diesem Grund sollten Schwangere, die engen Kontakt zu Kleinkindern haben, bisher jedoch einen negativen CMV-Status aufweisen, besonders achtsam sein. (Ein negativer CMV-Status ist häufig auch die Ursache für ein Beschäftigungsverbot, wenn berufsbedingt enger Kinderkontakt besteht, wie beispielsweise bei Kindergärtnerinnen oder Kinderärztinnen).


Übertragungsrisiko während der Schwangerschaft

Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf das ungeborene Kind (konnatale CMV-Infektion) hängt maßgeblich vom Zeitpunkt der mütterlichen Erstinfektion ab:


Schwangerschaftsabschnitt

Übertragungsrate

Risiko für Schäden beim Kind


1. Trimenon (1.–12. SSW)

ca. 30 %

Hoch – 20–30 % der Kinder symptomatisch

2. Trimenon (13.–26. SSW)

ca. 38 %

Moderat – 6–10 % mit Symptomen

3. Trimenon (ab 27. SSW)

bis zu 72 %

Gering – meist milder Verlauf


Obwohl das Übertragungsrisiko im späteren Schwangerschaftsverlauf zunimmt, sinkt gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit schwerer gesundheitlicher Folgen beim Neugeborenen.


Mögliche Symptome und Spätfolgen einer konnatalen CMV-Infektion

Etwa 10–15 % der infizierten Kinder zeigen bereits bei der Geburt Symptome, unter anderem:

• Mikrozephalie (verkleinerter Kopfumfang)

• Verkalkungen im Gehirn

• Leber- und Milzvergrößerung

• Blutbildveränderungen, Gelbsucht

• Wachstumsverzögerung

• Augenveränderungen (z. B. Netzhautentzündung)

Langzeitfolgen können auch Kinder betreffen, die bei der Geburt zunächst unauffällig erscheinen. Dazu zählen:

Hörverlust (betrifft 5–15 % aller konnatal infizierten Kinder)

Sprach- und Entwicklungsverzögerungen

Sehbeeinträchtigungen

Lernstörungen, kognitive Einschränkungen

Epileptische Anfälle



Therapie: Antivirale Behandlung – was sagt die Studienlage?

Bei symptomatisch infizierten Neugeborenen kann eine Behandlung mit dem Virostatikum Valganciclovir erfolgen. Studien zeigen, dass eine sechsmonatige Therapie:

• den Verlust des Hörvermögensverlangsamen oder abschwächen kann,

• und die neurologische Entwicklung im Vergleich zu unbehandelten Kindern verbessert.

Die Wirksamkeit ist besonders gut belegt, wenn die Behandlung innerhalb der ersten Lebenswochen beginnt. Für asymptomatische Kinder wird derzeit keine antivirale Therapie empfohlen, da Nutzen und Risiken hier nicht ausreichend geklärt sind. Die Behandlung erfordert engmaschige ärztliche Kontrolle aufgrund möglicher Nebenwirkungen (z. B. Blutbildveränderungen).



Wie können sich Schwangere vor CMV schützen?

Eine Impfung gegen CMV existiert bisher nicht. Daher sind konsequente Hygienemaßnahmen der wichtigste Schutz:

Regelmäßiges Händewaschen, besonders nach dem Wickeln, Naseputzen oder Füttern von Kleinkindern

Kein Teilen von Besteck, Schnullern oder Getränken mit Kleinkindern

Vermeidung von Küssen auf den Mund

CMV-Status prüfen lassen: Eine Antikörperbestimmung zu Beginn der Schwangerschaft kann Hinweise auf eine frühere Infektion geben bzw. lässt im Falle einer späteren Infektion Rückschlüsse auf den Infektionszeitpunkt zu. Leider wird die Titerbestimmung für CMV von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. FrauenärztInnen sollen eigentlich alle Schwangere über mögliche Folgen einer CMV-Infektion aufklären, oft sind zu Beginn der Schwangerschaft jedoch so viele (andere) Fragen gleichzeitig relevant, dass Einzelheiten zu CMV nicht besprochen werden und den Patientinnen dementsprechend gar nicht bewusst sind.



Fazit

CMV zählt zu den häufigsten Infektionserkrankungen in der Schwangerschaft, bleibt aber oft unbemerkt. Für das ungeborene Kind kann eine Infektion jedoch erhebliche gesundheitliche Folgen haben, allen voran Hörverlust oder Entwicklungsverzögerungen.Tatsächlich ist eine konnatale CMV-Infektion die häufigste nicht-genetische Ursache für kindliche Schwerhörigkeit. Umso wichtiger zur Vorbeugung sind gezielte Vorsichtsmaßnahmen im Alltag, insbesondere bei engem Kontakt mit Kleinkindern. Eine einfache Hygiene-Routine kann hier bereits viel bewirken – für die Gesundheit von Mutter und Kind.

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