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RSV

Der 4 Monate alte Milo hat seit 3 Tagen Fieber und Husten. Bisher war das Fieber gut senkbar, er hat weiterhin gut getrunken, doch im Laufe der letzten Nacht wurde seine Atmung zunehmend angestrengt und seine Eltern nahmen ein leises Pfeifen wahr. Milos Schwester ist 3 und geht bereits in die Kita. Sie hat aktuell einen leichten Infekt mit etwas Schnupfen und leichtem Husten. Die Eltern stellen den Säugling bei der Kinderärztin vor. 

Nach der körperlichen Untersuchung und der Messung der Sauerstoffsättigung steht fest: Milo muss ins Krankenhaus, weil er Sauerstoff braucht. Er hat eine akute RSV-Infektion.

Derartige Beispiele finden wir in den Wintermonaten in den Kinderarztpraxen häufig. 

 



Was ist RSV?

RSV steht für Respiratory-Syncytial-Virus, ein RNA-Virus, das nur beim Menschen vorkommt und über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Ca. 20-30 % aller Kinder erkranken im Laufe des ersten Lebensjahres an RSV. Häufig äußert sich diese Infektion in Form einer Bronchiolitis (einer Entzündung der kleinsten Atemwege) oder einer Pneumonie (Lungenentzündung). Bei etwas größeren Kindern überwiegt das Vorliegen einer obstruktiven Bronchitis (Verschluss der kleinen Atemwege mit erschwerter Ausatmung). Auch Rhinoviren können diese Krankheitsbilder auslösen.

Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Meist verläuft eine RSV-Infektion wie ein ‚normaler Infekt der Luftwege‘: Nach einer Inkubationszeit von 3-6 Tagen kommt es zunächst zu Erkältungssymptomen (Husten, Schnupfen, Fieber) und im weiteren Verlauf zu einer beeinträchtigten Atmung oder zu Apnoen (längere Atempausen). In ca. 2-3% der Fälle sind die Symptome so ausgeprägt, dass ein Krankenhausaufenthalt nötig wird. Im Winter 2022/23 mussten ca. 7000 Neugeborene aufgrund einer RSV-Infektion intensivmedizinisch betreut werden. 

Betroffene Babys haben dann meist starken Husten, sind trinkschwach, teils fiebrig und weisen Symptome der Luftnot auf, zum Beispiel angestrengte oder pfeifende Atmung oder Nasenflügeln. 

Frühgeborene und Babys mit Vorerkrankungen (chronische Lungenerkrankungen, Immungeschwächte Kinder, Kinder mit Down-Syndrom) sind gefährdeter, schwere Verläufe der RSV-Infektion zu erleiden. Auch Tabakrauchexposition kann den Verlauf einer RSV-Infektion verschlimmern. Stillen zeigt sich als protektiv.

 

Die Diagnose wird meist klinisch gestellt, das bedeutet, in der körperlichen Untersuchung finden sich anhand des Atemmusters und des Allgemeinzustands des Kindes meist klare Hinweise auf die Infektion. Ein Abstrich aus Nase oder Rachen kann den Erreger nachweisen, in ambulanten Praxen wird darauf meist verzichtet. Wenn es dem Kind sehr schlecht geht, erfolgt mitunter eine Blutentnahme, das entscheidet das Behandlungsteam. Eine Blutentnahme kann neben der körperlichen Untersuchung Aufschluss geben über den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und das Ausmaß der Infektion

In der Regel kann eine RSV-Infektion auch zuhause durch die Eltern betreut werden. Die Therapie ist rein symptomatisch, man sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, ggf. Fiebersenkung, bei Bedarf abschwellende Nasentropfen und manchmal müssen Babys inhalieren. Teilweise brauchen Kinder jedoch mehr Unterstützung bei der Atmung oder sind so trinkschwach, dass ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. Dann erhalten sie eine Atemunterstützung und eine Flüssigkeitstherapie in der Klinik.

Weil es sich um eine Virusinfektion handelt, helfen auch bei schweren Verläufen Antibiotika nicht in Bezug auf Symptome oder Verlauf. 

Im Krankenhaus wird das Konzept des ‚minimal handling‘ verfolgt: das bedeutet, das Kind soll so wenigen Prozeduren wie möglich unterzogen und möglichst in Ruhe gelassen werden, damit es sich gut erholen kann. Teilweise sind Inhalationen mit Salbutamol hilfreich, weil Salbutamol die Atemwege erweitert und dem oben beschriebenen ‘Verschluss der Atemwege’ entgegenwirkt. 

In der Regel heilt eine RSV-Infektion folgenlos aus. Eine durchgemachte Erkrankung schützt leider nicht vor einer weiteren Infektion, allerdings erkranken ältere Kinder nicht mehr so stark und häufig nehmen Eltern dann nur harmlose Erkältungssymptome wahr. 

 

Für RisikopatientInnen, also Frühgeborene oder Babys mit Vorerkrankungen gibt es eine Prophylaxe in Form einer passiven Impfung. Die unterschiedlichen Impfungen gegen RSV werden in einem gesonderten Blogartikel besprochen. 



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