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Schwanger oder einfach nur zugenommen? Mein zweites Trimester

Die Tage, an denen mir zuerst in die Augen geschaut wird, sind wohl gezählt. Mein neu erworbener Bauchumfang scheint interessanter zu sein. Dabei bemerke ich eine leichte Unsicherheit in den Augen meines Gegenübers: ist sie schwanger oder hat sie einfach ziemlich zugenommen? Darf ich fragen..? Dabei wandert der Blick immer wieder unauffällig Richtung meiner Mitte.

Zum neuen Small Talk gehört gerade auf weiblicher Seite ein Kommentar zu dem wachsenden Bauch.

Manche Freundinnen streicheln mir andächtig über das Wunder, zeigen mir ihre Freude und begrüßen das ungeborene Baby in meinem Bauch.

Bei anderen scheint meine Veränderung Erinnerungen an die eigene Schwangerschaft oder an Schwangerschaften im Bekanntenkreis hervorzurufen. Und da kommt ein weibliches Phänomen zum Vorschein. Der ständige Vergleich zwischen sich und dem weiblichen Gegenüber macht auch in der Schwangerschaft keinen Halt. Zunächst erfolgt die Einordnung meiner Bauchgröße: wie weit bist du jetzt? Und wieviel hast du zugenommen? Dann wird kurz überlegt: also als ich soweit war, hatte ich schon/erst soundsoviel zugenommen. Also ich kenn ja eine, die ist genauso weit wie du, und bei der sieht man noch gar nichts. Oder ich kenn eine, die sah zu dem Zeitpunkt wie kurz vor der Geburt aus. Oder die eine ominöse Bekannte einer Bekannten, die am Geburtstermin sogar weniger wog als vor der Schwangerschaft.

Und so nicke ich lächelnd und versuche meinen inneren Buddha hervorzubeschwören.



Im Gegensatz zu diesen Bewertungen und Einordnungen haben wir Frauen (zumindest in meinem Umkreis) eigentlich immer mehr gelernt, sich nicht zu vergleichen. Zufrieden sein mit dem Körper, den man eben geschenkt bekommen hat, immer im Prozess noch mehr zu sich zu finden, nicht nach rechts oder links zu schauen. Wir sitzen gemeinsam im Yoga und lernen, dass jeder Körper anders ist, dass alles in Ordnung ist, so wie es ist. Wir meditieren um zu lernen, uns aus dem Vergleich zu nehmen, um zu lernen uns ganz auf uns zu besinnen.

Bei schwangeren Frauen scheint der neu gewonnene und hart erarbeitete Verhaltenskodex auszusetzen.


Gerade wenn es um dieses Wunder der Veränderung geht, gerade in dieser Phase, in der es einfach unfassbar ist zu sehen, was der Körper bewältigen kann und die werdende Mama schon genug mit nicht nur den äußeren Veränderungen sondern auch den inneren Prozessen zu kämpfen hat, gerade dann sollte wir einfach nur daneben stehen und staunen. Gerade dann sollte einmal das Bewerten und Einordnen ein Ende nehmen, gerade dann sollten wir sehen, was wir doch alle wissen: dass jeder Körper einzigartig ist, dass jeder Körper unterschiedlich mit den Herausforderungen umgeht, die die Natur ihm stellt.



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