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Fieber bei Kindern

Einer der häufigsten Gründe, warum Eltern den Kinderarzt oder die Kinderklinik aufsuchen, ist Fieber.

Als Ärztin sieht man jeden Tag mehrere Dutzend fiebernde Kinder. Fiebernde Kinder gehören zu unserem Alltag.

Als mein Sohn das erste Mal fieberte und ich merkte, wie schnell er sich von einem quiekenden Baby in ein anhängliches weinerliches Häufchen Elend verwandelte, verstand ich auf einmal, warum man als Elternteil bei Fieber sofort ein ungutes Gefühl bekommt. Man erkennt schlicht und einfach sein Kind nicht wieder. Fiebernde Kinder sind meistens wesensverändert, sie wirken apathisch und in uns gehen alle Alarmglocken an.

Der Impuls ist, diesen schrecklichen Zustand für unser Kind sofort zu beenden und wir greifen zu fiebersenkenden Medikamenten. Damit tun wir unseren Kindern leider oft keinen Gefallen, im Gegenteil: wir zögern damit den Heilungsprozess raus.


Warum fiebern Kinder?

Fieber ist ein Segen für unseren Körper und eine geniale Erfindung der Natur. Fieber sorgt dafür, dass das Immunsystem auf Hochleistung arbeitet. Es ist wie Koffein für unsere kleine Armee an Immunzellen. Diese arbeiten noch besser und effizienter um die Erreger zu bekämpfen. Fieber ist ein Zeichen des Körpers dafür, dass er versucht, sich GESUND zu machen.


Wann sollst du bei deinem Kind Fieber senken?

Fieber zu senken bedeutet unserer Armee an Immunzellen, die sich gerade kampfbereit macht, die Arme hinter dem Rücken zusammenzubinden. Sie kann nicht mehr so effizient gegen den Erreger kämpfen.

Als Eltern sollte also nicht der erste Impuls sein, das Fieber zu senken, sondern sich zu überlegen woher das Fieber kommt. Dazu brauchst du, besonders bei sehr kleinen Kindern oder bei sehr hohem Fieber, einen Arzt, der feststellen kann, woher das Fieber kommt.

Fieber sollte dann gesenkt werden, wenn es mit Schmerzen einhergeht und das Kind leidet. Solange dein Kind aber „nur“ fiebert, freu dich über das Fieber und lass dein Kind fiebern. (Leichter gesagt als getan).

Es gibt auch keine Temperatur, ab der unbedingt gesenkt werden sollte, wie oft postuliert. Oft ist es aber so, dass die Kinder ab einer gewissen Temperatur sich sehr unwohl fühlen und da ist ein Schmerzmedikament erlaubt (was gleichzeitig auch das Fieber senkt). Es geht also nicht darum, das Fieber zu senken sondern Schmerzen zu behandeln.

Trügerisch für Eltern ist oft der Effekt, dass nachdem man ein solches fiebersenkendes und schmerzstillendes Medikament wie Ibuprofen oder Paracetamol gegeben hat, das Kind sich tatsächlich in einem viel besseren Zustand befindet. Es ist wieder das alte Kind, rennt rum und spielt. Genau das wollen wir aber eigentlich für die Genesung vermeiden. Das Fieber zeigt dem Körper eigentlich was zu tun ist: sich hinzulegen, auszuruhen (das nennt man sickness behavior) und zu schlafen und eben nicht zu spielen und zu toben. Das Kind wirkt auf einmal nicht mehr krank, das Kind überfordert seinen Körper.

Ein Kind, das sich also bei einem fieberhaften Infekt ins Bett legt , schläft und trinkt, zeigt eigentlich genau das richtige Verhalten um zu genesen.


Wann musst du mit einem fiebernden Kind zum Arzt?

Diese Entscheidung kann man niemanden abgeben. Eine gute Daumenregel ist folgende: solltest du dein Kind nicht wieder erkennen und sich dein Kind völlig anders verhalten als sonst wenn es krank ist, dann solltest du zum Arzt gehen.

  • Wenn dein Kind das erste Mal einen fieberhaften Infekt hast, ist es für viele Eltern auch schwer einzuschätzen, welches Verhalten normal ist und welches besorgniserregend, also empfiehlt es sich auch hier eine professionelle Meinung dazuzuholen.

  • Bei Säuglingen unter 3 Monaten gehört JEDES Fieber abgeklärt. Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit bei fiebernden Säuglingen für eine bakterielle Infektion bei 10 Prozent liegt und eine unerkannte bakterielle Infektion für einen Säugling tödlich sein kann. Je älter das Kind ist, desto entspannter kann man mit Fieber umgehen. Die meisten fieberhaften Infekte im Kindesalter sind durch virale Infekte verursacht. Vor allem wenn das Fieber mit anderen Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit einhergeht, steckt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Virusinfekt dahinter.

  • Jedes Fieber mit einer Bewusstseinstrübung gehört natürlich auch sofort zum Arzt. Das Kind ist nicht mehr richtig ansprechbar.

  • Jedes Fieber mit Atemnot gehört auch sofort zum Arzt

  • Und jedes Fieber was mit den Symptomen einer Hirnhautentzündung einhergeht wie Nackensteifigkeit, starke Kopfschmerzen und Erbrechen.

  • Jedes Fieber OHNE andere Symptome. Hier kann es sich auch um Harnwegsinfektionen handeln, die antibiotisch behandelt werden müssten.

Vertraue auf deinen Instinkt und dein natürlichen Menschenverstand. Du kennst dein Kind am besten.

Im Zweifel gilt natürlich: lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt, vor allem im ersten Lebensjahr. Wenn dein Kind schon 2, 3 fieberhafte Infektionen hinter sich hatte, dann weisst du auch besser, wie dein Kind sich mit Fieber verhält und du kannst ein Bauchgefühl für dein krankes Kind entwickeln.


Fieber bedeutet also nicht gleich Antibiotikum! Die meisten fieberhaften Infekte im Kindesalter sind viral bedingt und brauchen keine antibiotische Behandlung. Es sollte also kein Standardmedikament bei Fieber sein. Der Grund warum doch viele Kinderärzte schnell antibiotisch behandeln, ist

Folgender: Kinderärzte sehen in ihren Praxen vor allem im Winter bis zu 100 Patienten am Tag. Sie bekommen von den Kindern eine kleine Momentaufnahme, in der sie schnell entscheiden müssen wie sie das Kind weiterbehandeln sollen. Das ist eigentlich kaum machbar und die Angst, etwas zu übersehen ist da. Der Kinderarzt denkt sich: die Angst der Mutter war ja immerhin so groß, dass sie ihr krankes Kind zu mir in die Praxis gebracht hat. Bevor ich etwas verpasse, verschreibe ich lieber ein Antibiotikum. Anders gesagt: man muss viel wissen, um nichts zu tun.


Was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen Paracetamol und Ibuprofen?

In der Regel lindert Ibuprofen bei Kindern Schmerzen besser als Paracetamol. Ibuprofen ist ab 3 Monaten zugelassen, kleinere Kinder bekommen Paracteamol. Zu Paracetamol ist zu sagen, dass eine Überdosierung schneller zu lebenslangen Schäden führen kann. Auf keinen Fall darf man Kindern unter 14 Jahren Aspirin geben, das kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.


Mit welchen Hausmitteln kann man Fieber senken?

Hier möchte ich als allererstes darauf hinweisen, dass Fieber zu senken, kontraproduktiv ist. Fieber dient dazu, dass das Immunsystem deines Kindes optimal arbeiten kann.

Ein anderer Aspekt ist aber die mütterliche/väterliche Fürsorge, die den Heilungsprozess unterstützt. Den Kindern tun zum Beispiel bei glühenden Füßen, Wadenwickel (übrigens am besten wirken lauwarme Wickel) oft gut und dagegen ist auch nichts einzuwenden. Hier geht es aber eher um die Fürsorge und dem Kind Gutes zu tun als um den fiebersenkenden Effekt. Genauso Gutes kann aber auch tun, den Kindern vorzulesen, sie zu kuscheln oder es sich gemeinsam mit ihnen im Bett gemütlich zu machen.


Was ist eigentlich ein Fieberkrampf und wie muss ich mich als Elternteil verhalten?

Ein Fieberkrampf ist in der Regel harmlos aber ein Alptraum für die Eltern. Ich habe mit vielen Eltern gesprochen, die zu uns in die Notaufnahme kamen, nachdem das Kind einen Fieberkrampf hatte. Und alle Eltern sind nach so einem Ereignis erst einmal geschockt. Sie haben den Eindruck, dass das Kind stirbt oder dass so ein Krampf etwas Lebensbedrohliches ist, denn es sieht einfach schrecklich aus.

Das Fieber setzt die sogenannte „Krampfschwelle“ im Gehirn herab. Vermutlich führt nicht die absolute Höhe des Fiebers zu dem Fieberkrampf sondern der schnelle Temperaturanstieg oder der der schnelle Temperaturabfall. In Studien hat man gesehen, dass die Kinder ganz unabhängig von fiebersenkenden Medikamenten zu Krampfanfällen neigten oder nicht. Oft ist eine familiäre Komponente dabei.

Insofern muss man auch nicht wegen der Angst eines Fieberkrampfes vorschnell Fieber senken.

Wenn ein Kind einen Fieberkrampf hat, sollte man als Eltern dafür sorgen, dass sich das Kind im Krampf nicht verletzt und „112“ wählen. In sehr seltenen Fällen kann sich hinter einem Fieberkrampf auch einmal etwas Ernsthafteres verbergen, deswegen sollte das Kind auf jeden Fall ärztlich untersucht werden.


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