Was ist FSME?
Die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die von Zecken übertragen wird und in großen Teilen Europas und Asiens endemisch ist. Endemisch bedeutet, dass diese Erkrankung an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Region dauerhaft auftreten kann.
In Deutschland besteht in folgenden Regionen ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion: Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, südöstliche Thüringen, Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne kleinere Risikogebiete befinden sich auch in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinlandpfalz, in Niedersachen und in Nordrhein-Westfalen.
Im Jahr 2023 wurden 475 FSME-Erkrankungen gemeldet. Dies sind 16% weniger als im Vorjahr 2022.
Symptome, Verlauf, Therapie
In der Regel verläuft die Erkrankung asymptomatisch oder mit milden Symptomen ähnlich einer Virus-Grippe, doch bei bis zu 30% der infizierten Personen kommt es zu einem 2-phasigen Krankheitsverlauf: die PatientInnen leiden vorerst scheinbar an einem banalen Virus-Infekt, von dem sie sich schnell erholen. Einige Tage später folgt dann eine erneute Krankheitsphase, bei der das zentrale Nervensystem im Rahmen einer Meningitis (Gehirnhautentzündung), einer Meningoenzephalitis (Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute) oder einer Meningomyelitis (Entzündung der Hirnhäute und des Rückenmarks) betroffen ist. Die Meningitis heilt meist folgenlos aus, bei den anderen Formen kann es auch zu schweren Verläufen mit Folgeschäden(Querschnittsyndrome, Bewusstseinsstörungen, Hirnnervenausfälle) oder sogar zum Tod kommen.
Die Diagnose einer FSME-Virus-Infektion wird gesichert, indem das Virus mittels PCR einer Blutprobe nachgewiesen wird. Im Verlauf bildet der Körper Antikörper, auch diese können nachgewiesen werden.
Eine kausale Therapie für die Erkrankung gibt es bislang nicht, das heißt, derzeit existieren keine Medikamente zur Bekämpfung des Virus nach einer stattgehabten Infektion.
Allerdings gibt es eine Impfung gegen FSME, die neben der Expositionsprophylaxe (also lange Kleidung, Körper abends auf Zecken absuchen) vor einem Aufenthalt in Endemiegebieten empfohlen wird. Die Impfempfehlung gilt für alle Kinder und Erwachsene, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen, arbeiten oder Urlaub machen.
Die FSME-Impfung ist für Kinder ab einem Jahr zugelassen.
Impfschema
Um den vollen Impfschutz zu erreichen, werden 3 Impfungen verabreicht. Die 2. Impfung findet 2 –12 Wochen nach der ersten statt, die 3. Impfung weitere 5–12 Monate später. Der Impfschutz hält mindestens 3 Jahre. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 erlangen 97 % aller vollständig geimpften Personen einen vollständigen Impfschutz. Es gibt auch ein ‚Schnell-Impfschema‘, zum Beispiel bei kurzfristiger Reise in ein Risikogebiet.
Studien zeigen, dass auch von diesen Schemata abweichende Impffolgen einen guten Schutz bieten, beispielsweise kann eine jahrelang zurückliegende Grundimmunisierung mit einer 2. Dosis aufgefrischt werden, um einen fast vollständigen Impfschutz zu erreichen. Für die Praxis bedeutet das: Es ist kein Drama, einen Impftermin zu verpassen. Einfach schnellstmöglich nachholen.
Wichtig zu wissen ist, dass die Impfung nur dann nachhaltig schützen kann, wenn sie VOR einer Infektion verabreicht wird. Es dauert ca. 7–14 Tage, bis schützende Antikörper gebildet werden, ein wirklich sicherer Impfschutz besteht jedoch erst nach 2 Teilimpfungen. Damit diese rechtzeitig vor Beginn der Zeckensaison im Frühjahr durchgeführt worden sind, empfiehlt die Stiko den Beginn der Impfserie bereits im Winter.
Welcher Impfstoff?
Aktuell gibt es 2 gleichwertige Impfstoffe auf dem Markt (FSME-IMMUN® und ENCEPUR®). Studien zeigen, dass sogar ein Wechsel zwischen beiden Präparaten innerhalb einer Impfserie möglich ist ohne Einbuße der Wirksamkeit. Dennoch lautet die allgemeine Empfehlung, bei einem Impfstoff zu bleiben. Die Impfstoffe sind wirksam gegen alle 3 Virusstämme, die weltweit bekannt sind und FSME auslösen können (europäischer, sibirischer und fernöstlicher Subtyp).
Impfung nach stattgehabter Infektion?
Nach einer nachgewiesenen FSME-Infektion besteht eine jahrelange Immunität. Da nicht feststeht, wie lang genau die Schutzdauer besteht, wird bei weiterhin vorhandenemExpositionsrisiko eine erneute Immunisierung mit einer Dosis eines FSME-Impfstoffes empfohlen.
Nebenwirkungen
Insgesamt ist die FSME-Impfung eine nebenwirkungsarme Impfung. In Studien wurden folgende Allgemeinsymptome in den ersten 1–4 Tagen nach Impfung beobachtet: Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Unwohlsein, Magen-Darm-Beschwerden. Selten traten Taubheitsgefühle oder Missempfindungen auf. Häufiger waren vorübergehende Gelenk- und Muskelschmerzen. Die Symptome waren typischerweise nach der Grundimmunisierung am stärksten und bei den Auffrischimpfungen seltener. In bis zu 45% der Fälle traten Schmerzen und Rötung an der Einstichstelle auf, Fieber nur bei 5–6% der erwachsenen untersuchten Personen. Jedoch entwickelten ca. 15% der Kinder unter 3 Jahren nach der 1. Impfung Fieber, weshalb die Indikationsprüfung zur Impfung bei diesem Patientenklientel besonders genau und immer in Absprache mit den Eltern erfolgen sollte. In keiner der durchgeführten Zulassungs- und Beobachtungsstudien konnten schwerwiegende oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen beobachtet werden.
Schützt die FSME-Impfung auch gegen Borreliose?
Zecken können neben dem FSME-Virus auch andere Erkrankungen übertragen, zum Beispiel die Borreliose, eine bakterielle Erkrankung, die weitaus häufiger aufritt als eine FSME-Infektion. Es gibt keine Impfung gegen Borreliose, aber eine wirksame antibiotische Therapie. Die Borreliose-Erreger gehen erst nach einer längeren Saugzeit von mehreren Stunden auf den Menschen über und können deutschlandweit auftreten. Die FSME-Impfung schützt nicht gegen Borrelien.
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die FSME-Impfung eine sichere, gut erforschte und unbedingt empfehlenswerte Impfung ist, sofern ein relevantes FSME-Risiko besteht. Dies gilt für alle Kinder ab einem Jahr. Kleinere Säuglinge sollten bei Aufenthalt in einem Risiko-Gebiet umso mehr durch Kleidung und Abschirmung (zum Beispiel durch Kinderwagen und ggf. Moskitonetz) geschützt werden, damit die Zecke die Haut des Babys gar nicht erst erreichen kann. Nach der Impfung sind die typischen Symptome bei Kindern vergleichbar mit denen anderer Impfungen: leicht erhöhte Temperatur, Schmerzen, Rötung an der Einstichstelle und allgemeines Unwohlsein. Diese Symptome klingen schnell ab und sollten für den sicheren Immunschutz, den die Impfung bietet, unbedingt in Kauf genommen werden. Wichtig: die FMSE-Impfung kann nicht als Postexpositionsprophylaxe gelten. Das heißt, nach einer Infektion mit dem FSME auslösenden Virus kann eine Impfung keinen sicheren Schutz mehr bieten.
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