Juhu, der Sommer kommt. Gerade seit Corona wissen wir Eltern was es heißt, mit den Kindern drinnen zu sein. Also wird jedes gute Wetter ab sofort ausgenutzt, um ab in die Natur zu gehen. Die Natur beheimatet aber nicht nur uns Menschen, sondern auch verschiedene Insekten. Wie die Wespen und Bienen.
Fast jeder mag Bienen (obwohl sie stechen) und hasst die Wespen (weil sie stechen).
Wir haben da in unserer Bienen-Wespen-Präferenz schon die richtige Intuition. Denn die Bienen sind per se erst mal gar nicht an uns interessiert und wollen uns gar nicht Hara-kiri mäßig stechen. Die Wespen ticken da schon anders. Bienen sind Fluchttiere und wollen eigentlich nur ihren Frieden und in Ruhe auf ihren Blumen sitzen. Deswegen gibt es auch viel weniger Bienenstiche als Wespenstiche.
Die Bienen lieben die Blumen, den Klee (und auch Süßes), die Wespen sind schon lästiger. Sie konkurrieren mit uns um die Nahrung und haben da eine andere Attitude als die Bienen. Geschmacksmäßig ähneln in ihren Vorlieben meinem Mann, denn sie lieben alles was süß ist oder Fleisch ist und versauen sie einem so jede Mahlzeit an der frischen Luft. Die Wespen wissen ja, dass sie kleiner sind als wir, also holen sie sich zur Nahrungsbeschaffung gerne Verstärkung in ihrer Gang, erst recht, wenn wir hektisch werden.
Auch optisch sind die beiden zu unterscheiden: die Wespe ist gelber und glatter, die Biene behaarter und dunkler.
Was kannst du als Mama tun, damit dein Kind erst gar nicht gestochen wird?
- Zuerst einmal, was NICHT hilft: Insektenschutzsprays beeindrucken Bienen und Wespen wenig
- Bienen lieben die Farben rot und geld, Wespen ist die Farbe der Klamotten deines Kindes aber schnuppe
- Dein Kind sollte im Freien Schuhe tragen
- Getränke im Freien zudecken, Lebensmittel nach Verzehr wegräumen
- Wenn eine Wespe in der Nähe deines Kindes ist, keine Panik. Hektische Handbewegungen können mehrere Wespen anlocken und so die Gefahr vergrössern
- Sollte eine Biene oder Wespe auf deinem Kind landen, dann lieber wegschnipsen als -pusten. Denn CO2 ist ein Alarmsignal und kann die Insekten in Panik versetzen.
- Nach dem Essen den klebrigen Mund deines Kindes gut abputzen. Sonst findet sich an der kritischen Stelle gleich eine kleine Einladung zum Stechen.
So, wenn das Kind aber gestochen wird, sieht das Kind und wir erst mal rot (zu Recht, weil das tut richtig weh) und deswegen stelle ich dir nun einen kleinen How-To-Guide parat, um das nächste Mal ruhig Blut zu bewahren.
Der Bienenstich
Wenn eine Biene sticht, dann verbleibt neben dem Stachel der Giftapparat im Körper. Eine Biene stirbt durch den Verlust ihres Stachel-Giftapparat-Gedöns. Dementsprechend ist es kontraproduktiv, den Stachel mit dem Finger an der Spitze zu entfernen und so das Bienengift noch einmal in die Wunde zu drücken. Besser wäre eine Pinzette (oder mal ganz ehrlich, die hat man ja meistens auch nicht in der Handtasche) oder du schnipst oder kratzt ihn einfach weg. Sieht lässig aus, tut nicht weh und klappt.
Der Wespenstich
Anders als beim Bienenstich, verbleibt beim Wespenstich der Stachel in der Regel nicht in der Haut. Achtung: eine Wespe kann auch anders als die Biene mehrfach stechen.
Wie versorgst du einen Bienen- oder Wespenstich?
Nachdem du den Stachel entfernt hast, geht es weiter mit der Versorgung des Stiches. Nun bin ich ein großer Freund von Hausmitteln und ja: die Zwiebel hilft tatsächlich gut! (aber nochmal ganz ehrlich: wie oft bist du in der Natur unterwegs mit Zwiebel und Pinzette?). Ich fände es schlauer (und weniger müffelnd als die Zwiebel) deinen Kinderrucksack um ein kleines Tool im Sommer zu erweitern und zwar den sogenannten Bite Away (unbezahlte Produktnennung). Durch Hitze macht der das Gift quasi unschädlich.
Sonst ist das A und O: Kühlen, ruhigstellen und ggfls. hochlegen. Das kann ich nicht oft genug sagen. Vor allem das ruhigstellen klappt bei Kindern temperamentsbedingt schlecht. Was oft den Effekt hat, dass der Stich am nächsten oder spätestens am übernächsten Tag noch wilder aussieht. Die Eltern sind alarmiert und ab geht’s zum Kinderarzt: „mein Kind hat eine verspätete allergische Reaktion auf den Wespenstich, schaun Sie mal!“. Nope, das Kind hat gespielt, geturnt und getobt und so konnte sich das Gift wunderbar verteilen. Deswegen sieht das nun fast so groß aus wie ein Bierdeckel.
Weil das Ruhigstellen bei Kindern so schlecht klappt, ist das Kühlen umso wichtiger. Bevor du kühlst, kannst du versuchen, das Gift vorsichtig rauszudrücken (wenn dein Kind das zulässt).
Übrigens: bitte nicht den Stich heldenhaft aussaugen. Das Gift wird über die Schleimhäute aufgenommen und kann auch bei dir zu einer Allergie führen.
Kühlen kannst du mit einem Coolpack (bitte mit Handtuch oder Küchenrolle umwickeln), Quark, Tiefkühlerbsen oder einem kühlen Lappen. Was auch immer du zur Hand hast. Auch Fenistil Gel (unbezahlte Produktnennung) kann lindernd wirken.
Ab wann zum Arzt?
Ein Bienen- oder Wespenstich DARF riesig werden. Ungefähr so groß wie ein Bierdeckel. 10 cm Durchmesser sind noch normal und bis zu einem Viertel der Kinder reagieren lokal auch mit so einer massiven Schwellung. Das sieht für uns nicht normal aus, ist es aber noch. Besonders die empfindliche Kinderhaut reagiert auf so einen Stich schon mal heftig.
Eine solche Lokalreaktion ist für das Kind unangenehm, es ist heiß, juckt und schmerzt und darf deswegen gerne mit einem Cetirzinsaft behandelt werden.
Die Wespen- oder Bienengiftallergie ist im Kindesalter noch seltener und steigt dann im Erwachsenenalter an. Im Erwachsenenalter ist sie ungefähr zehnmal so häufig wie im Kindesalter.
Der Gedanke an so eine Wespen- oder Bienengiftallergie kommt aber doch vielen Eltern. Denn: erstens dürfen die Stiche richtig groß werden. Und zweitens toben die Kinder trotz Stich oft herum und am nächsten oder übernächsten Tag ist der Stich dann nochmal größer. Wie gesagt: hier liegt keine Allergie vor. Das Gift hat sich lediglich verteilt und der Körper reagiert lokal mit einer Schwellung.
Was tun bei einem Stich in der Mundregion des Babys oder Kindes?
Ein Stich im Mundraum ist deswegen so gefährlich, weil die Schleimhäute anschwellen können und so zur Atemnot führen können. Stiche um Mundraum sind aber selten. Oft werden „nur“ Wange oder nur der vordere Teil der Zunge erwischt; hier ist die Wahrscheinlichkeit für eine Atembeeinträchtigung gering. Wenn es also doch mal passiert, dass dein Baby oder Kind im Mundraum gestochen wurde, solltest du an Folgendes denken:
- Notruf absetzen: 112 wählen
- Ist der Stachel sichtbar, vorsichtig entfernen
- Gib deinem Kind einen Eiswürfel oder Speiseeis zu essen
- Kalten Umschlag außerdem von außen auf Wange oder Hals geben
Wann sprechen wir von einer Allergie?
Sobald der Stich die Bierdeckelgröße überschreitet, sprechen wir so langsam von einer lokalen allergischen Reaktion. Jetzt kann es also sein, dass wir auch im Blut deines Kindes eine Allergie sehen würden. Wenn der Kinderarzt bei deinem Kind eine solche allergische Reaktion feststellt, dann sollte er dir auch schon ein abgespecktes Notfall-Set mitgeben mit den Wirkstoffen Cetirizin, Fenistil, einer Cortisonsalbe und -saft.
Die Wespen- oder Bienengiftallergie kann sich leider mit jedem Stich verschlechtern und es können als Teil der allergischen Reaktion verschieden Organsysteme deines Kindes hinzukommen.
Kritisch wird es dann, wenn der ganze Körper eine allergische Reaktion zeigt. Man teilt die Allergie in verschiedene Schweregrade ein:
1. Haut: die ganze Haut kann sich stark röten und jucken. Es gibt Quaddeln, es kann zu Schwellungen im Schleimhautbereich, an den Lippen, im Mund etc. kommen. Eine Veränderung der Haut fernab der Stichstelle spricht also stark für eine allergische Reaktion.
2. Als nächstes ist typischerweise die Lunge betroffen. Dein Kind bekommt schlechter Luft, hustet, atmet geräuschvoll und schnell.
3. Wichtig: auch Übelkeit und Erbrechen ist ein Symptom einer SCHWEREN allergischen Reaktion. Manchmal wird das von Eltern verwechselt, die davon ausgehen, dass ihr Kind erbricht aus Schock über den Stich. Erbrechen nach einem Bienen- oder Wespenstich ist ein Warnsymptom (die Amerikaner sprechen von „red flags“).
4. Kreislauf: Teil einer schweren allergischen Reaktion kann sein, dass der Blutdruck abfällt und der Puls rast. Deinem Kind wird schwindelig.
Meine Erfahrung ist: Haut und Lunge werden von den Eltern als Warnsymptome wahrgenommen. Erbrechen und Kreislauf wird oft als emotionale Reaktion auf den Stich fehlinterpretiert und manchmal nicht ernst genug genommen. Die Reaktionen müssen nicht in dieser Reihenfolge ablaufen. Es kann genauso sein, dass dein Kind als Teil einer allergischen Reaktion „nur mit Bauch oder nur mit dem Kreislauf reagiert“.
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