Der Sommer kommt und das schöne Wetter lädt ins Freibad oder an den See ein. Die Zeit im und am Wasser ist sicher eine unsere schönsten Kindheitserinnerungen.
Die traurige Wahrheit ist aber trotzdem, dass all unsere Kinder ein Risiko für Ertrinkungsunfälle ausgesetzt sind, auch wenn sie schwimmen können.
Auch letzten Sommer waren immer wieder schockierende Nachrichten zu lesen. Ein 3jähriges Mädchen habe mit seiner Mama und Großmutter den Lußsee besucht. Die beiden ließen das Kind nur sekundenweise aus dem Auge und schon war das Unglück geschehen. Das Mädchen konnte nicht mehr gerettet werden.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2018 sind in deutschen Gewässern mindestens 445 Menschen ertrunken, 148 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist unter anderem auf das warme Wetter des Vorjahres zurückzuführen. Dabei ist ein Anstieg bei den Vor- und Grundschulkindern zu verzeichnen, welcher ebenfalls auf die Hitze zurückzuführen ist.
In der Altersklasse 0 - 10 Jahre starben 26 Kinder (+13). Unter den 11- bis 15-Jährigen gab es 13 Todesfälle - neun mehr als 2017.
Fakten über Badeunfälle bei Kindern, die man als Eltern wissen sollte:
- Kinder gehen leise unter. In Filmen wird uns oft ein falsches Bild vermittelt, wie ein Kind untergeht. Laut schreiend, winkend und prustend. Das ist in der Regel nicht der Fall. Ein Kind, das untergeht, hat in der Regel nicht mehr die Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Kinder gehen schnell unter.
- auch sehr niedrige Gewässer wie ein Babypool oder ein Planschbecken können zu einem Ertrinkungsunfall führen
- oft sind es nur 30 Sekunden, in denen man das Kind außer Acht lässt, die zu einem Unglück führen können
- bei den meisten Ertrinkungsunfällen gab es eine Aufsichtsperson. Oft sind es nur kurze Ablenkungen, zum Beispiel das Smart Phone und das Unglück ist geschehen. Eine andere Variante der mangelnden Aufsicht sind oft Ereignisse bei denen viele Erwachsene anwesend sind und jeder davon ausgeht, dass ein Erwachsener das Wasser schon im Auge hat.
10 Schritte für den sicheren Badespass:
1.) Bleibe nur eine Armlänge von deinem Kind entfernt.
Kleinkinder, die noch keine erfahrene Schwimmer sind, brauchen eine ständige 100prozentige Beobachtung durch einen Erwachsenen. Solange dein Kind also noch nicht sicher schwimmen kann, sollte jederzeit eine Aufsichtsperson in der Nähe deines Kindes sein. Wenn du das Wasser verlässt, nimm dein Kind mit.
2.) Handy weg!
In Umfragen ist das Handy eine der häufigsten Ablenkungen, die zu Badeunfällen führt. Solange dein Kind im Wasser ist, gehört das Handy in die Handtasche und auf stumm geschaltet.
3.) Verlass dich nicht auf Schwimmflügel.
Schwimmflügel schützen nicht vor dem Ertrinken! Kinder können leicht das Gleichgewicht verlieren und in Bauch- oder Rückenlage geraten und so mit dem Kopf unter Wasser kommen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V. warnt vor Auftriebshilfen als Lebensversicherung. Wenn dein Kind mit Schwimmflügeln im Wasser ist, muss es ständig beaufsichtigt werden. Von Schwimmringen geht die Gefahr aus, dass dein Kind durchrutscht und in die Tiefe gleitet.
Wenn dein Kind mit Schwimmflügeln schwimmt, sind Schwimmflügel mit zwei Luftkammern und einem GS-Zeichen ratsam. Noch sichere ist eine Schwimmweste. Wenn Kinder mit Schwimmhilfen im Wasser sind, müssen sie ständig beaufsichtigt werden.
4.) Solltest du einen Pool haben, sorge für gute Barrieren
Ein Pool sollte von alles Seiten umzäunt sein. Eine noch größere Gefahr sind Planschbecken, die in der Regel nicht umzäunt sind. Nach dem Benutzen eines Planschbeckens deswegen immer daran denken, dass Planschbecken auszuleeren und wenn man es leer im Garten stehen lässt, daran denken, dass es regnen könnte und sich dieses Planschbecken wieder füllt. Gerade Klein- und Vorschulkinder werden in Planschbecken oft nicht mehr beobachtet und können darin ertrinken.
5.) Schwimmunterricht ist das A und O
Das ideale Alter um Schwimmen zu lernen, ist zwischen 5 und 8 Jahren. Ab 4 Jahren beobachten wir bei Kindern die ersten Paddelbewegungen, die sie übers Wasser halten können. Ab 5- 6 Jahren ist die Koordination in der Regel so ausgeprägt, dass die komplexe Bewegung zu erlernen ist. Ein bisschen Bauchgefühl, wann das eigene Kind psychisch und körperlich in der Lage ist, sollte auch eine Rolle spielen. Je früher wir unsere Kinder spielerisch an das Wasser gewöhnen, desto besser. Auch aus dem Grund sind Babyschwimmkurse so wunderbar.
6.) Aufsichtspflicht nicht auf ältere Geschwister übertragen
Wir wissen, dass ältere Kinder die Gefahren nicht adäquat einschätzen können. Es schadet nicht, dem älteren Geschwister die Aufgabe zu geben, aber das ältere Geschwister ersetzt keine Aufsichtsperson.
7.) Solltest du einen Pool haben, brauchst du ein Rettungsequipment
In der Nähe des Pools sollte ein Telefon in Reichweite sein, außerdem Schwimmwesten oder Schwimmringe. Es gibt verschiedene Pool-Alarme, die im Pool oder am Kind selber auslösen sobald Wasserkontakt da ist. Außerdem gibt es kindersichere Poolabdeckungen.
8.) Bring deinem Kind Wasserregeln bei
Übe mit deinem Kind Regeln, die es im Wasser einhalten soll. Hier ein Vorschlag:
- Nicht rennen
- Nicht im Flachen tauchen
- Keine anderen Kinder ins Wasser schmeißen
- Keine anderen Kinder unter Wasser ziehen
- Keinerlei Schwimmen ohne erwachsene Aufsichtsperson
9.) Lerne Erste Hilfe bei Kindern
Falls wirklich ein Unglück geschehen sollte, bist du froh, wenn du weisst, wie du erste Hilfe an deinem Kind anwendest. Allgemein gesehen, fände ich es toll, wenn alle Eltern erste Hilfe beherrschen.
Hier hab ich dir mal eine nützliche Website verlinkt, die auch online Kurse anbietet.
https://www.erste-hilfe-fuer-kinder.de
10.) Beachte auch häusliche Ertrinkungsgefahren:
Zuhause schlummern Gefahren, denen allgemein viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Badewanne: Lass nie ein Kleinkind allein in der Badewanne. Bei älteren Kinder bleib in Rufnähe.
Wassereimer: lass nie einen vollen Wassereimer unbeaufsichtigt im Haushalt stehen, wenn du ein Kleinkind hast. Das neugierige Kind kann kopfüber hineinfallen.
Toilette: hier gibt es extra Toilettenverschlüsse, eine andere Option ist es, die Badezimmertür immer verschlossen zu halten.
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